Austrian Animated Experiments

30 Years ASIFA AUSTRIA

Screening VIS am 31.5.2015

approx. 80 min

Anlässlich ihres 30-jährigen Jubiläums zeigt ASIFA AUSTRIA eine Werkschau des österreichischen künstlerischen Animationsfilms. Aus Arbeiten von Mitgliedern der Vereinigung und weiteren für ASIFA AUSTRIA relevanten Animationen wurde ein Film-Pool gebildet, aus dem für die Veranstaltungsreihe „30 Jahre ASIFA AUSTRIA“ individuelle Programme erstellt werden. Durch die Kombination selten gezeigter Werke mit klassischen Highlights, sowie von historischen mit aktuellen Filmen wird dabei wird nicht ein vollständiger historischer Rückblick, sondern ein aktueller Blickwinkel auf das österreichische Animationsschaffen angestrebt.
Bei VIS Vienna Independent Shorts reicht der Fokus von animierten Experimenten von Vorreiterinnen wie Maria Lassnig und Moucle Blackout bis hin zu aktuellen Werken von PreisträgerInnen des von ASIFA AUSTRIA jährlich organisierten One Day Animation Festivals.

Die Geburt der Venus | Moucle Blackout | 1970 – 1972 | 05:00 | AT

Trickfilm aus Fotografien von vier Freunden und einem toten Schwein. Hommage an eine Liebesgeschichte. Die meisten Bilder bewegen sich symmetrisch über eine Mittelachse.
Das Titelbild zeigt Botticellis „Geburt der Venus“, wobei die Gestalten links und rechts der Venus mit symmetrischen Schweinemontagen überblendet werden. Am Ende des Films erscheint ein Detail desselben Bildes auf der Packung eines Toilettengeruchsverbesserers (Snif). Als Ton unterlegte ich drei Beatles-Songs, die durch den Text das Dargestellte unterstreichen. Das Bild ist im Rhythmus des Tones geschnitten. Das Schwein ist Symbol für die Frau als Opfer. Es bedeutet aber auch Assoziationen zu Schwein wie: armes Schwein, blöde Sau, Saustall, Schweinerei, Drecksau, saumäßig, Ferkelei etc. (M. B.)

O.K. | Moucle Blackout | 1987 | 05:00 | AT

Der „Morgen danach“. Die Landschaft, die Dinge der näheren Umgebung, die Reste des Frühstücks, der Mann. Die Pathetik Bruckners als Draufgabe. Dies alles präsentiert auf einer unebenen Oberfläche. Eine Frauenstimme sagt: „Ohh – ob – – O.B. – – – ob er…? – – – Ober – – – Oberflächen! – – – Oberflächen-Kontakt … „;, nachdem sie vorher die Buchstaben dieses Wortes O.B.E.R.F.L.Ä.C.H.E.N. artikuliert hat. Das Ausgangsmaterial war ein S 8 Film, der in die Innenfläche einer Hand projiziert und mit 16mm wiedergefilmt wurde. Am Ende des Filmes schließt sich die Hand. Sie öffnet sich wieder bei den Worten &qout;Oberflächen-Kontakt&qout;. Filmkader fallen heraus. Die Oberflächen haben einander berührt – doch der Kontakt war oberflächlich. Film auf der Innenseite, Berührung des Bildes. Etwas in die Hand nehmen, in die Hand bekommen, begreifen, handhaben. Was bleibt, sind Teile eines Ganzen, Einzelbilder, Film- und Gedankensplitter; o. k., so ist das eben. (M. B.)

TINAMV 1 | Adnan Popović | 2012 | 4:00 | AT

Das Musikstück ‚Melody‘ (KILO – Florian Bogner und Markus Urban) wird mit verschiedenen analogen Animationstechniken in bewegte Bilder übersetzt.

The structure of the song “Melody“ by the Viennese electronic duo KILO (Florian Bogner and Markus Urban) is translated into pictures. This creates a composition consisting of various classical analogue animation techniques. The individual samples of the music are embodied by objects, paintings and drawings and move according to the different rhythms of music, until they disappear to make room for the next animation track. The moving objects relate to earlier analogies of music into visual forms in the film history and in the artistic approaches to synaesthesia and challenge the well-established expectations of motion picture.

064cde_audd | Dextro | 2015 | 02:06 | AT

video 64 was generated with non-linear algorithms (not fractal, not random).
the „concept“ behind this work is not so much a rational as it is an intuitive one.
the idea is that intricate, non-objective movements could open the gate to the subconscious (as can looking at a waving cornfield and the movement of water) and convey some insight into the underlying mechanisms. by doing so they could highten the awareness/acceptance of complex relationships and natural balances.
the sound consists of layered samples taken from michael wysmierski’s documentary „the shining code 2.0“ and generated tones.

60 Seh-Kunden II | Martin Anibas | 1993 | 1:00 | AT

Laufen, Gehen, Fahren. In ständiger Bewegung bleiben, jeweils eine Sekunde lang. 60 mal. Die Drum-Maschine zählt unerbittlich mit. Animation zum Thema formale Zerkleinerung. Running – walking – driving.

Keeping in continuous motion for a second each. 60 times.
The drum-machine is keeping merciless count.
Animation concerning the topic of formal down-break.

Selfportrait | Maria Lassnig | 1971 | 5:00 | AT

Lassnig, oder genauer ihr filzstiftgezeichneter Kopf, singt Englisch mit herzzerreißendem österreichischem Akzent. Über das bisherige Leben, ihre Träume, die ewige Suche nach der besseren, männlichen Hälfte: „To look for the better half“. Doch passt mal ein Partner in Form und Farbe, nennt er sie bald schon „weak“ and „woman“ im gleichen Satz. (Maya McKechneay)

Versöhnlicher Lebensüberblick der Autorin im Zeichentrick. Die Metamorphosen, denen sich die Lassnig in ihren Zeichnungen und Bildern unterwarf, sind natürlich im Film noch viel treffender herauszuarbeiten, weil sie nun nicht nur einzelne Stationen der Verwandlungen, sondern den imaginierten Ablauf zeigen kann. Ihr Selbstportrait verwandelt sich in das Gesicht der Garbo, oder es spaltet sich, und durch den Spalt schiebt sich das Gesicht ihrer Mutter in den Vordergrund. Erinnerungen und Wunschträume nehmen Gestalt an, drängen sich buchstäblich bildhaft auf.
(H. St. „AZ“, Wien am 10. 6. 1973)

Lassnig, or more precisely her head, drawn with felt-tip pen, sings in English with a heart-rending Austrian accent about her life, her dreams, her eternal search for a male partner: „To look for the better half.“ But whenever one which is suitable with regard to color and shape appears, he calls her „weak“ and „woman“ in the same verse. (Maya McKechneay) 

Schreibmaschinerie | Caro Estrada | 2011 | 03:56 | AT

Mittels originell kombinierter, typografischer Elemente einer mechanischen Schreibmaschine zeigt Caro Estrada in SCHREIBMASCHINERIE die »bürokratischen« Ebenen der Kriegsführung auf.

Vielfältige typografische Konstellationen, mit einer einfachen mechanischen Schreibmaschine hergestellt, zaubern wundersame Wesen aufs Papier, die sich als kriegerisches Volk entpuppen. Mit originell kombinierten typographischen Elementen zeigt Caro Estrada die bürokratischen Ebenen der Kriegsführung auf. Inspiriert von den analogen Dokumentationstechniken des Ersten Weltkrieges reflektiert der Film die machtvollen Maschinerien die bis zum heutigen Tage im Hintergrund jedes bewaffneten Konfliktes weltweit ablaufen.

Versatile typographic constellations manufactured with an antique type writer conjure wondrous beings on paper, which emerge to be a warlike people. By originally combined typographic elements Caro Estrada highlights the bureaucratic levels of warfare. Inspired by the analog documentation techniques of World War I the movie reflects the powerful machineries, which run behind the scenes of all armed conflicts around the world up to this day. 

Der Mensch mit den modernen Nerven | B. Minck, S. Stratil | 1988 | 08:20 | AT/LU

Modellbauten: Sonja Back, Willi Kühas, Harald Lutz nach Skizzen von Adolf Loos
Produktion: Bady Minck & Stefan Stratil

Eine Hochgeschwindigkeitsfahrt durch das Rückenmark von Adolf Loos
Die Fertigstellung eines Bauwerks ist immer auch Innehalten: das Unterbinden einer in der Planung mitgedachten Bewegung. Einen (architektonischen Skizzen innewohnenden ) Bewegungsgedanken effektvoll in Bewegung überführend, lassen Bady Minck und Stefan Stratil in Der Mensch mit den modernen Nerven die von Adolf Loos 1923 gezeichneten Entwürfe für ein Rathaus in Mexico City aus dem Zeichentisch wachsen – und in der Folge zum fließenden Rahmen einer schwindelerregenden Komposition sich überstürzender, schneidender und im Widerstreit ständig neu formierender Modellumrisse werden. Die multilinearen Bewegungen ergänzend (und eine solche Bewegungsvorstellung mitbegründend), fügt sich ein tricktechnisch mobilisierter Autoverkehr in den zwingend anmutenden Fluss der Formen. Mit einem kongenialen minimal music-Schmuckstück von André Mergenthaler verstärken Minck und Stratil schliesslich die durch Reduktion und Repetition der Grundformen gewonnene Energie und suggestive Wirkung der Bildmotive. Ihr Film ist die Entfesselung einer (architektonischen) Idee von Bewegung, oder, einem zu Beginn eingeblendeten Zitat Adolf Loos’ folgend, das „Lösen des Grundrisses im Raum“ – in diesem Fall einem filmischen Raum.
Robert Buchschwenter, „Ruhestörung erwünscht“.

Zahlreiche Filmemacher haben die Stadt filmisch dargestellt, aber nur wenige haben mit dem architektonischen Material an sich gearbeitet. Aus dieser Sicht ist der Fall der Wiener Filmregisseure Bady Minck und Stefan Stratil ziemlich beispielhaft. Für ihren Film Der Mensch mit den modernen Nerven (1988) stellten sie ein Modell nach den Skizzen des Architekten Adolf Loos her, die dieser 1923 für ein Rathausprojekt in Mexico-City entworfen hatte. Bei dem von Loos geplanten Gebäude handelt es sich um eine Stufenpyramide, die im filmischen Prozess in ein abstraktes Spiel der geometrischen Formen, der Lichter und Schatten gebracht wird, das stark an bestimmte Filme der 20er Jahre erinnert, etwa an „Orgelstäbe“ von Oskar Fischinger. Über die Animation des Modells weit hinausgehend, beschäftigt sich der Film mit Adolf Loos’ architektonischen Konzepten zur Fläche und zum Volumen des Raums.

Jean-Michel Bouhours „La caméra expérimente la ville“
Visions Urbaines – Villes d’Europe à l’écran
Editions du Centre Pompidou 1994

Herr Bar | Clemens Kogler | 2007 | 3:10 | AT

Beta SP | 4:3 | colour | stereo

“It’s well known that, on the whole, the human body looks quite amusing. But toes lips or calves appear even stranger when you are lining them up as a collage in the shape of animals, plants or even entire landscapes.” (Kira Stachowitsch)

Body | Roland Schütz | 1987 | 2:30 | AT

16 mm | s/w

Klanggärten | Iby-Jolande Varga | 2013 | 4:32 | AT

HD | 24b/s

KLANGGÄRTEN ist ein interaktiver Animationsfilm von Iby-Jolande Varga, der auf dem Klangspiel und der Partitur 7×7 des österreichischen Komponisten und Musikers Karlheinz Essl basiert.

Der interaktive Partiturfilm folgt der „Spielregel” der quadratischen Spielpartitur, die von Instrumentalquartetten in verschiedenen Besetzungen ausgeführt werden kann: 7×7 Klangbausteine müssen, ausgehend von den vier Eckpunkten, in freier Folge und Abwechslung in Spiralen bis hin zum Zentrum gespielt werden. Dieses Zentrum bildet die Klimax, wo mit dem vollständigen harmonischen Grundmaterial der Komposition frei improvisiert wird.

Telefonbuchpolka | Benjamin Swiczinsky | 2013 | 05:15 | AT

Technik: Zeichentrick, Papiermodelle, 3D-Compositing
Animation: B. Swiczinsky, J. Ocker, T. Tietze, D. Lundquist
Musik: Georg Kreisler, Ton: Johannes Schiehsl; Schnitt: B. Swiczinsky, Character Design, Konzept: N. Swiczinsky; 3D Modeling: C. Tambou

„Wenn ich Inspiration such, Gesellschaftsliaison such, les‘ ich das Telefonbuch …“ Das Kultlied des österreichisch-amerikanischen Liedermachers und Kabarettisten Georg Kreisler als animiertes Musikvideo.

The cult song by the Austrian-American singer-songwriter and comedian Georg Kreisler as an animated music video.

Review | Holger Lang | 2013 | 3:00 | AT

Animation, Ton, Schnitt: Holger Lang
digitale Bildbearbeitung u. Compositing

This short abstract animation is a geometric composition of circular shapes that change from frame to frame. The experience of the vibrating patterns can work like a mandala, triggering intense and unexpected sensations. The entire material for this film is a manipulation and alteration of „found“ and „taken“ images and sounds.

Rhythmus 94 | Thomas Renoldner | 1994 | 4:00 | AT

Das Ausgangsmaterial zu Rhythmus 94 bildet eine Fotosequenz des kinematografischen Pioniers E. Muybridge, die in eine Bewegung über die Leinwand übersetzt wird. Aus der Abstraktion dieser Fotoanimation entsteht ein einfaches Grundmuster, das zur Vervielfältigung in verschiedenen Geschwindigkeiten und räumlichen Anordnungen zur Verfügung steht. Eingebettet in die Polyrhythmik der Musik entstehen durch Mehrfachbelichtung ständig neue, immer komplexer werdende Formkombinationen, die sich schließlich in fast statischem Bildflimmern auflösen. (T.R.)

The generating material for Rhythm 94 is a sequence of photographs taken by the cinematographic pioneer Eadweard Muybridge. The sequence is transposed into a single movement across the screen. The basic pattern arising out of the abstract nature of the photo animation is available for repetition at various speeds and in various spatial relationships.

Buchfabrik | Hubert Sielecki | 1996 | 2:50 | AT

35 mm, Format 1:1,66, Farbe, Lichtton, Stereo, Dolby A-NR
Gezeichneter Phasentrick, Reinzeichnung: Guido Hoffmann

die vielen absurden maschinerien, die pflanzen,tiere, fabelwesen und gegenstände fantasiereich-skurril und humorvoll-erotisch miteinander verbunden, sollen vor allem lebensfreude und tatendrang darstellen. jeder zyklus in dem film könnte eine minute, einen tag, ein jahr oder ein lichtjahr bedeuten. der film kann auf die unendlichen, scheinbar zufälligen zusammenhänge in unserer welt hinweisen. die „book factory“ möchte man gerne immer wieder sehen, um sich an alle details und einzelheiten erinnern zu können, oder um in ihm immer wieder neue überraschungen zu entdecken.

I can imagine it very well | Daniel Šuljic | 2003 | 3:40 | AT

Kaffee auf Glas, 1:1,66,
Stimme: Rainer Egger
deutsch, engl. Untertitel

Diese Kinderzeichnungen nachempfundene Schwarzweiß-Animation, ist eine berührende Reflexion über den Verlust eines geliebten Menschen.

A try to express the fear of loosing one´s own child.

Domino | Anna Vasov | 2014 | 01:30 | AT

Domino is a video, which combines the mechanism of a domino fall with the stop motion animation technique and introduces a new animation technique the “Non-stop stop motion”. In this technique a video camera continuously follows and films a domino fall. The rate of a normal domino fall is 28 bricks per second. This is very close to the video frame rate (25fps). Every domino brick is a drawn frame of a video, when the first falls the second is revealed when the second falls the third is revealed and so on until all the frames fall and the illusion of the movement in an imaginary space ends. The sound of the fall supports the illusion and is interpreted as steps in the imaginary space. In the first part of “Domino” the audience could watch the process of making the mechanism that produces the video and at the second part the narration of the video.
Winner of the ASIFA AUSTRIA Award/Best Austrian Animation 2014

Mystery Music | Nicolas Mahler | 2009 | 05:29 | AT

A series of cinematic miniatures of the essence of music and the process of their reception. Music is first excreted, and then received. Sausage or spherical. The subsequently resulting sound is not the actual sound of the instruments shown, but the perceived timbre of abstract music representation.

Tintenkiller | Veronika Schubert | 2009 | 04:30 | AT

Trickfilm, Format 16:9, FullHD
deutsch, engl.Untertitel

Die starke Reduktion der Kommunikation von Krimi-Ermittler/innen äußert sich in einer surrealen Abfolge von Phrasen und Floskeln.

Tintenkiller abstrahiert die Collage aus den Ritualen und den Banalitäten, die jeden Fernsehkrimi als solchen determinieren und erstellt im direkten Sinn des Wortes einen Blueprint des Genres: statt Blut fließt Tinte durch die Bilder. In langwieriger Detailarbeit hat Schubert 3000 Einzelbilder mit Tinte und Löschstift bearbeitet. Diese Technik beruht auf der Abfolge von Sättigung und Leere, von sichtbarer und unsichtbar gemachter blauer Farbe, die dann als Weiß erscheint. Spannung und Intensität werden so unmittelbar sichtbar in dunkelblauen Kältebildern, die irgendwann einmal das Blut ihrer Zuseher zu Eis erstarren ließen. (Sylvia Szely)

The German television show “Tatort” has greatly influenced the crime genre and has been the epitome of popular German culture for over four decades. Veronika Schubert’s rotoscoped found footage animation INK ERASER draws from this rich reservoir.

Projektleiter/Kuratoren/curated by: Franziska Bruckner, Holger Lang, Stefan Stratil