Martina Tritthart: TOPOS

Martina Tritthart: TOPOS

Topos: Das ist ein Ort an dem ich mich befinde. Und weil ich hier bin, ist der Ort mein Befinden in einer bestimmten Situation, die man auch als Atmosphäre bezeichnen kann. Topos beschreibt in der philosophischen Phänomenologie den Raum der Anwesenheit im Unterschied zum metrischen Raum. In der Topologie wird die Orientierung nicht mit einem Koordinatensystem sondern vom eigenen Leib ausgehend mit der Wahrnehmung des Sichfindens in einer räumlichen Situation definiert. Die subjektive Situiertheit löst einen Wahrnehmungsprozess aus, der Phänomene sichtbar macht. Ein Phänomen ist etwas, das sich zeigt, etwas, das ins Bewusstsein dringt.

In der ortsspezifischen Arbeit TOPOS wird der vorhandene Ort und seine Erscheinung mit minimalen subversiven Mitteln akzentuiert und verändert: Man sieht nichts, aber man sieht es, wenn man sich als Betrachter*in auf den Ort einlässt. Dann erregen Phänomene der Bewegung die Aufmerksamkeit. Der Ort erscheint in oszillierenden Raumbildern und reflektiert gleichzeitig die subjektive Befindlichkeit.

In ihrem Vortrag „Apropos Topos, Schein und Sein“ erläutert Martina Tritthart anhand von Projekten aus den letzten drei Jahren ihren Zugang der Beziehungen von Licht, Bewegtbild, Raum und Wahrnehmung. Wahrnehmung interessiert die Künstlerin vor allem im Geiste der philosophischen Phänomenologie. Sie entwickelt zumeist ortsspezifische oder konzeptuelle Projekte, die mit den Medien Licht und Bewegtbild Raum konstituieren und die Betrachter*in über die Wahrnehmung mit einbeziehen.

Bio:
Martina Tritthart ist freischaffende Medienkünstlerin und Kuratorin an der Schnittstelle von bildender Kunst, Bewegtbild und Architektur und lebt mit ihrer Familie in Wien. Die Künstlerin ist bei internationalen Licht- und Medienkunst- Festivals vertreten wie 2018 bei der Internationalen Licht Kunst Biennale LICHTUNGEN in Hildesheim, 2019 beim Undark-Festival in Yekaterinburg, Russland und dem See Djerba-Festival in Tunesien. 2019 hat sie im Rahmen des Animationsfilmfestivals Tricky Women/Tricky Reality 2019 den Hubert Sielecki -Preis für ihren experimentellen Animationsfilm solar mechanix 1.1 erhalten.
Martina Tritthart promovierte im Bereich Architektur an der TU Graz mit der Dissertation “Lichträume- Raummodelle der Wahrnehmung. Phänomene der visuellen Raumwahrnehmung anhand ausgewählter Beispiele der bildenden Kunst und ihr Potenzial für die Architektur”. Sie hat als Universitätsassistentin am Institut für Raumgestaltung an der TU Graz sowie in der Studienrichtung raum&designstrategien an der Kunstuniversität Linz gearbeitet. Zurzeit ist sie Lektorin an mehreren Fachhochschulen in Österreich und hält Vorträge und Workshops im In- und Ausland im Bereich Medientheorie und bildender Kunst.