Animation Avantgarde – WETTBEWERBSPROGRAMM 1


„Bleiben wir nahe beieinander“

Samstag, 30. Mai 2020, 21:30 Live + 48h on demand

65 min.

Ein Teil der Filme thematisiert die Wichtigkeit zwischenmenschlicher Beziehungen, etwa wenn in UMBILICAL ein sehr persönliches Gespräch zwischen Mutter und Tochter über traumatische Erfahrungen stattfindet. In HELFER kippt die Situation zwischen Therapeut und Klientin in surreale Räume, und in der stürmischen, experimentellen Raumfahrt von FLOW, angesiedelt zwischen Abstraktion und Realismus, werden menschliche Akteure nur mehr angedeutet. (tr)

MATE | Chaerin Im | USA | 4 min 24 sec | Österreich-Premiere

Chaerin Ims erste Bilder erinnern an einen Flügelaltar – ein Triptychon. Wir sehen Zeichnungen oder Abbildungen, die wie alte Linolschnitte oder Kohlezeichnungen aussehen, und die Musik lässt an alte Zeremonien und Rituale denken. Ineinander verschlungene Gebilde, wurmartige Gestalten, die einen Tanz oder ein Kampf- bzw. Paarungsritual vollführen. Ein ebenso schönes wie faszinierendes visuelles Experiment. (wp)

白露 (THE SIX) | An Xu, Chen Xi | China | 5 min | Österreich-Premiere

In einer dreifach geteilten Bildkomposition spielen sich in meditativer Langsamkeit ineinander greifende Handlungsabläufe ab, die wie ein Rätsel erscheinen: Im trapezförmigen Zentralfenster begegnen sich Mann und Frau vor einer endlosen Kamerafahrt durch sechs identische Räume, während die Frau in einer zeitlich versetzten Verdoppelung auf der einen und ein Kranich auf der anderen Seite die beiden runden Seitenfenster beleben. (tr)

UMBILICAL | Danski Tang | USA | 6 min 53 sec | Österreich-Premiere

Poetische, eindringliche Bilder begleiten ein Gespräch zwischen Mutter und Tochter – und wachsen doch über das gesprochene Wort hinaus. Umbilicial ermöglicht Teilhabe an einem intimen und liebevollen Moment. An einer Unterhaltung über häusliche Gewalt, über Erfahrungen in einem chinesischen Internat, familiäre Traumata und den Druck gesellschaftlicher Konventionen. Das Private ist politisch! (le)

HELFER | Anna Szöllősi | Ungarn | 9 min 45 sec | Weltpremiere

Präzise und minimalistisch gezeichnet, nimmt uns Helfer in die Welt einer jungen Frau mit, die unter Angstzuständen und Alpträumen leidet. In einer therapeutischen Sitzung muss sie sich eben jenen Ängsten stellen. Sie träumt unentwegt davon zu ertrinken. In surrealen Szenerien versinkt sie in ihrem Therapiesessel, die Gravitation wird außer Kraft gesetzt, sie taucht in fremde Welten ein – und wir müssen mit. (wp)

HIDEOUSER AND HIDEOUSER | Aria Covamonas | Mexiko | 7 min 41 sec | Österreich-Premiere

Aria Covamonas benennt die Fotomontagen der Dada-Künstlerin Hannah Höch (1889-1978) als eine Inspirationsquelle für die Legetricktechnik in ihren Filmen. Spannend ist, dass sie zudem die Tonspur zumeist aus existierenden Filmen collagiert, die ihr thematisch passend erscheinen, so auch in Hideouser and Hideouser, einer autobiografischen Arbeit über eine Frau, deren Fantasien „schrecklicher und schrecklicher“ werden. (tr)

FLOW | Adriaan Lokman | Niederlande | 13 min 46 sec | Österreich Premiere

In dieser visuell berauschenden Computeranimation, in der sich eine Vielzahl sich organisch bewegender Linien in fließenden Übergängen zu realitätsnahen Bildern verflechten können, verwischen die Grenzen zwischen Erzählung und Abstraktion. Ein virtuelles Roadmovie/Weltraumabenteuer eines Paares, das mit dem Auto stürmische Landschaften durchschneidet, vorbei an Straßenmusiker*innen… Oder sehen Sie etwas anderes? (tr)

THERE WERE FOUR OF US | Cassie Shao | USA | 6 min 47 sec | Österreich Premiere

„In einem Raum sind vier Personen.“ Diese nüchterne Beschreibung ist nur das Skelett der überbordend bunten und assoziativen Sequenz, die dieser Film eröffnet. In psychedelischen Bildern und einer Kombination aus unterschiedlichen Techniken werden wir förmlich in einen Traum hineingezogen. Fetzen einer Geschichte ergeben dabei eher eine Erfahrung als eine nachvollziehbare Erzählung. (wp)

JACK | Faiyaz Jafri | USA | 2 min 9 sec | Österreich-Premiere

Vom Ornament der Masse hin zum Individuum: Männer, die Luftgitarre spielen. Nackte Männer, die Luftgitarre spielen. Viele nackte Männer, die Luftgitarre spielen. In seinem als Hyper-Unrealism bezeichneten 3D-Animationsstil zeigt uns Faiyaz Jafri den titelgebenden Jack, der mit seinen geklonten Brüdern zum Beat rockt und mit ihnen gemeinsam ein bewegtes Ornament auf der Leinwand bildet. (wp)

BEYOND NOH | Patrick Smith | USA | 3 min 55 sec | Weltpremiere

3.475 Masken aus den unterschiedlichsten Regionen und Epochen der Menschheitsgeschichte werden in einer rasanten Objektanimationen angeordnet und sehr stimmig mit Trommelmusik unterlegt. Ausgehend von den aus dem 14. Jahrhundert stammenden farbenfrohen Masken des japanischen Noh Theaters endet die Zeitreise etwa mit Mickey Maus oder Pokemon bei den popkulturellen Manifestationen der japanischen und amerikanischen Gegenwart. (tr)

PARAGUAYA PUNK – JUANA MOLINA | Dante Zaballa | Argentinien | 2 min 16 sec

Dante Zaballas Musikvideo ist richtig erfrischend. Die klassische Strategie des schlichten Abfilmens der Bandmitglieder wird konterkariert, indem zum Refrain ein hingekritzeltes Smiley-Gesicht durchs Bild saust. Ansonsten bedient sich der Großteil des Videos einer eher experimentellen Formensprache, die irgendwo zwischen Visual-Music-Pionier Len Lye und Kinderzeichnungen angesiedelt ist. (tr)