ANIMATION AVANTGARDE – Programm 1

ZWISCHEN REALEN UND IMAGINIERTEN WELTEN

Internationaler Wettbewerb

30.05.2018 – 21:30, METRO Kinokulturhaus

31.05.2018 – 22:00, METRO Kinokulturhaus

72 min.

Die Filme in diesem Programm bewegen sich im Spannungsfeld zwischen einer Auseinandersetzung mit der realen Welt und der Erschaffung virtueller Welten. So beschäftigt sich etwa Digital Trauma mit der Präsenz von Bildern und Videos aus dem Bosnienkrieg im digitalen Gedächtnis des Internets. Der handgemalte Film Strange Case vermischt private und mediale Bilder zu einem Bewusstseinsstrom. Und auch der mit einer Game-Software am Computer generierte Ugly bezieht sich trotz seiner absurd-witzigen Story auf eine reale Welt, auch wenn diese vollkommen aus den Fugen gerät. (tr)
In Anwesenheit von Samuel Patthey, Maria Molina, Boris Labbé, Zbigniew Czapla, Nikita Diakur

TRAVELOGUE TEL AVIV - Samuel Patthey

TRAVELOGUE TEL AVIV | CH | 2017 |  06 min | Regie Samuel Patthey

Travelogue Tel Aviv gibt einen kleinen Ein­blick in eine Stadt der Gegensätze und Widersprüche, in der verschiedenste Lebens­entwürfe direkt nebeneinander existieren. Ein Beobachter von außen lässt sich darauf ein und hält seine Eindrücke in Zeichnungen fest. In einfachen Bildern vermitteln sich komplexe und lebensbestimmende Umstände – wo ein Schuss und das Knallen eines Sektkorkens näher beieinander liegen, als man das für möglich halten würde. (wp)

Österreich-Premiere, Kein Dialog/Liedtext
Drehbuch:
Samuel Patthey
Produktion:
Gerd Gockell Schnitt Samuel Patthey, Hannes Oehen Ton Nina Winiger, Christof Steinmann
Animation:
Samuel Patthey, Claudia Wirth, Valentine Moser, Hannes Oehen, Estelle Gattlen, Alice Mueller

DIGITAL TRAUMA - María Molina

DIGITAL TRAUMA (AND THE CRYSTAL IMAGE) | NL | 2017 | 08 min 21 sec | Regie María Molina

María Molina macht sich in Digital Trauma auf die Suche nach Bildern und Videos, die im Internet bei Suchbegriffen zum Bosnien­krieg auftauchen. Sie fragmentiert und verdichtet die Bilder von Frauen, Kindern, Gefangenen, Politikern, etc. und ergänzt sie durch erschreckende Videostatements. Eine zentrale Frage ist dabei jene, ob dieses digitale Gedächtnis hilft, Konflikte zu überwinden, ob es neue Spannungen nährt und wie es unsere Identität verändert. (tr)

Österreich-Premiere
Drehbuch: María Molina
Produktion/Schnitt/Kamera/Ton/Animation: María Molina
DarstellerInnen/Mitwirkende: María Eugenia Alvarez

MOON - Admir Selimovic

MOON | AT | 2017 | 11 min 04 sec | Regie Admir Selimovic

Goli Otok ist eine kleine Insel in der kroatischen Adria, auf der 1949 ein oftmals als „Titos KZ“ bezeichnetes Gefangenenlager errichtet wurde. Heute bewerben Tourismusverbände den Ort als Geheimtipp für Urlaubsvergnügen mit Gänsehaut-Feeling. Die experimentelle Arbeit Moon von Admir Selimovic fächert eine Vielzahl an visuell beeindruckenden Assoziationen auf, die auch über diesen konkreten Ort hinausgehen, über den vieles bis heute im Dunklen liegt. (tr)

Österreich-Premiere
Drehbuch/Produktion/Kamera/Animation: Admir Selimovic
Schnitt: Admir Selimovic, Philipp Windsor-Topolsky
DarstellerInnen/Mitwirkende: Peter Belcher
Ton: Admir Selimovic, Jasmin Sultanic

LA-CHUTE - Boris Labbé

LA CHUTE (The Fall) | FR | 2018 | 14 min 09 sec | Regie Boris Labbé

Möglicherweise waren Werke von Hieronymus Bosch wie sein Weltgerichts- bzw. Weltuntergangs-Triptychon (1485-1505) eine Inspirationsquelle für La Chute (Der Sündenfall). Boris Labbé und sein Animationsteam entfalten zur stimmigen Musik von Daniele Ghisi mit einer überbordenden Vielfalt von Figuren und ineinander verschachtelten Bewegungsabläufen eine Entwicklung vom friedvollen Paradies tanzender Figuren zur Hölle der Vernichtung der Menschheit. (tr)

Kein Dialog/Liedtext
Drehbuch/Schnitt: Boris Labbé
Produktion: Sacrebleu Productions
Ton: Régis Diebold
Animation: Boris Labbé, Armelle Mercat, Hugo Bravo, Capucine Latrasse

O JEZU - Betina Bożek

O JEZU (Oh God) | PL | 2017 | 03 min 48 sec | Regie Betina Bożek

„Jessas na!“ ist für den Film von Betina Bozek, der eine Stimmung zwischen Verzwei­flung und Witzigkeit verbreitet, eine stimmigere Übersetzung als das wortwörtliche „Oh Jesus!“. Auch die experimentelle Musik klingt stellenweise ironisch überhöht, zu den fließenden Kratzgeschräuschen der Instrumente versinken die zumeist isoliert agierenden Figuren wortwörtlich im Boden. Angedeutete Annäherungsversuche scheitern, auch nach übermäßigem Alkoholkonsum an der Bar. (tr)

Österreich-Premiere, kein Dialog/Liedtext
Drehbuch/Schnitt/Animation: Betina Bozek
Produktion: Robert Sowa
Ton: Kaja Szwarnog

ELASTIC RECURRENCE - Johan Rijpma

ELASTIC RECURRENCE | NL | 2017 | 02 min 02 sec | Regie Johan Rijpma

Johan Rijpma kreiert eine Skulptur, die nur durch Manipulation von Zeit und Raum existieren kann. Sein Interesse gilt dabei besonders der Struktur, der Bewegung und dem Zufall. Ein Teller zerbricht, und die Scherben driften auseinander. Sie werden durch elastische Bänder zusammengehalten, die versuchen, die Teile wieder zu einem Ganzen zu fügen. Ein Spiel zwischen Zwei- und Dreidimensionalität, zwischen Gravitation und deren Aufhebung entsteht. (wp)

Kein Dialog/Liedtext, Österreich-Premiere

STRANGE CASE - Zbigniew Czapla

STRANGE CASE | PL | 2017 | 13 min 30 sec | Regie Zbigniew Czapla

Den unverwechselbaren Stil eines Czapla-Films kann man auch in Strange Case bewundern. Unglaublich schöne Bilder: gemalt, Bild für Bild mit Tinte, Acryl und Wasserfarben auf Papier. Doch auch: Unruhe. Die Bilderfolge ist schnell und düster. Die Bilder, die an uns vorbeihuschen, bleiben ungreifbar. Wie Erinnerungen. Der Erzähler und Protagonist scheint in diesen Erinnerungen und Bildern aus der Vergangenheit nach Sinn oder einer Identität zu suchen. (wp)

Österreich-Premiere
Drehbuch/Kamera/Animation: Zbigniew Czapla
Produktion: Tomasz Wolf
Schnitt: Tomasz Wolf, Zbigniew Czapla
Ton: Michal Fojcik

PERSISTENCE OF VISION III - Ismael Sanz-Pena

PERSISTENCE OF VISION III | NO | 2017 | 01 min 45 sec | Regie Ismael Sanz-Pena

Ein einziges Foto von der Westfassade des berühmten Nidarosdoms in Trondheim dient Ismael Sanz-Pena als Material für seinen beeindruckenden Animationsfilm. Die streng geometrisch rhythmisierte Fassade mit ihren wiederkehrenden Bögen und Ornamenten und ihren zahlreichen gleich großen Skulpturen versetzt er innerhalb einer langen Kamerafahrt in Bewegung. In einer Art freundschaftlichem Culture Clash tanzen die Figuren zu afrikanischen Rhythmen. (tr)

Kein Dialog/Liedtext, Österreich-Premiere
Animation: Ismael Sanz-Pena

UGLY - Nikita Diakur

UGLY | DE | 2017 | 11 min 54 sec | Regie Nikita Diakur

Mit humorvoller Leichtigkeit zelebriert Nikita Diakur, aktuell zurecht als „new talent“ der internationalen Animationsszene gefeiert, die Schönheit des Hässlichen. Er nutzt eine Ästhetik des Fehlerhaften und der Destruktion und knüpft damit an eine Strategie des Avantgardefilmes an, die sich dem hochpolierten Mainstream entgegensetzte. Sein zeitgemäßes Werkzeug ist ein Game-Interface, das er mehrmals genussvoll gegen die Wand fahren lässt. (tr)

Kein Dialog/Liedtext
Drehbuch/Produktion: Nikita Diakur, Redbear Easterman
DarstellerInnen/Mitwirkende: Redbear Easterman
Ton: Nicolas Martigne, David Kamp/studiokamp, Bernd Thurig
Animation: Nikita Diakur, Gerhard Funk, Phil Maron, Nicolas Trotignon, Bastian J. Schiffer